Der ist doch Testosteron gesteuert!

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Östrogene und Testosteron steuern das Verhalten von Männern und Frauen gleichermaßen und sind mächtige Strippenzieher für unzählige menschliche Fähigkeiten und Verhaltensweisen. Ob Gehirnleistung, Sprache, Gesundheit oder letztlich auch die Libido – die sogenannten Sexualhormone haben mit Sicherheit ihre Wirkstoffe im Spiel. Warum Frauen manchmal zu heulenden Biestern werden, Männer ab 40 weniger Lust auf Sex haben und beide Geschlechter immer häufiger zu Hormonergänzungsmitteln greifen, zeigt unser Überblick.

 

Teil I I – Das sollte SIE über SEINE Hormone wissen!

 

Mit Halbwissen und Stereotypen in Bezug auf den Einfluss der Hormone auf das tägliche Verhalten haben nicht nur Frauen zu kämpfen. Denn auch bei Männern wird viel zu häufig nur an das eine gedacht: Ah, ja, der ist doch Testosteron gesteuert!

Doch das ist längst nicht die ganze Wahrheit, denn auch ER hat mit dem täglichen hormonellen Chaos zu kämpfen, isst, wenn er längst schon satt ist, trinkt zu viel Alkohol und schläft in der Nacht schlecht. Hormone steuern beim Mann Bartwuchs, physische Leistungsfähigkeit und die Lust auf Sex. Und im Alter kommt nicht nur die Frau in ihre Wechseljahre, sondern auch der Mann.

Androgene

Testosteron: Mit diesem Begriff wird auch heute noch alles in Verbindung gebracht, was unter männlichem Dominanzverhalten verstanden wird. Die Lust aufs Kämpfen, Wutausbrüche und das deutlich zu selbstbewusste Balzverhalten gegenüber Frauen. Doch wenn MANN im Straßenverkehr jemanden anbrüllt, weil er ihm die Vorfahrt genommen hat, kann dafür nicht unbedingt zu viel Testosteron verantwortlich gemacht werden.

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Mit dem Begriff Testosteron wird auch heute noch alles in Verbindung gebracht, was unter männlichem Dominanzverhalten verstanden wird: z. B. die Lust aufs Kämpfen, Wutausbrüche und männliches Balzverhalten. ©istock/filistimlyanin

Da Testosteron jedoch hauptverantwortlich für Muskel- und Knochenaufbau ist, könnte zu viel davon in jedem Fall von Vorteil sein, sollte das Wortgefecht in einem Faustkampf münden. Wissenschaftlich gesehen ist Testosteron ein sogenanntes Androgen und spielt auch eine entscheidende Rolle für die männliche Libido und seine Spermienproduktion. Testosteron ist ebenfalls dafür verantwortlich, dass Männer tiefere Stimmen und die Fähigkeit zum Bartwuchs haben. Interessanterweise scheint Testosteron auch das Interesse für technische Zusammenhänge zu beeinflussen. In Untersuchungen stellte sich heraus, dass ein hoher Anteil von Testosteron in der Gebärmutter ursächlich für eine entsprechende Berufswahl im späteren Leben ist.

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Ein hoher Anteil von Testosteron in der Gebärmutter ist laut Untersuchungen ursächlich für Interesse an technischen Zusammenhängen. ©pixabay/dw-lifestylefotografie

Ein hoher Anteil von Testosteron führt bei Männern allerdings auch zu einer ganzen Reihe von Problemen. Zuviel von diesem Hormon erhöht die Werte des so genannten schlechten Cholesterin und ist deshalb ursächlich für Leber- und Herzerkrankungen. Es verursacht Haarausfall und kann bei Männern und Frauen zu Akne führen.

 Erektionsprobleme durch Östrogen-Invasion

Testosteron ist beim Mann in jedem Fall auch der Schlüssel für ein normales Sexleben. Testosteron sorgt für die Erektion des Penis und die Produktion von genügend Spermien. Wenn ER erregt ist, pumpen die Nebennieren außerdem Epinephrin und Noradrenalin in den Körper, was wiederum die Herzfrequenz erhöht, das Blut schneller zirkulieren und damit Muskeln, Gehirn und Penis in Bewegung kommen lässt. Durch das Hormon Dopamin wird der sexuelle Appetit noch einmal befeuert und lässt IHN am Ende zur Hochform auflaufen. Die Wirkung des Testosteron beim Sex wird auch durch das Hormon Vasopressin, auch bekannt als „Treuehormon“, noch einmal verstärkt. Das Gegenteil tritt allerdings ein, wenn zu viel Östrogen ins Spiel kommt. Östrogen ist zwar als das weibliche Geschlechtshormon bekannt, doch ebenso wie Frauen Testosteron produzieren, haben auch Männer ihren Anteil Östrogen im Blut. Zuviel davon führt zu Erektionsproblemen und ebenfalls zur Umwandlung von Muskelmasse in Fett.

Fitness -Mann hält sich mit Treppensprint fit
Durch Sport wird Muskelmasse aufgebaut und fettverbrennende Energie entwickelt, was automatisch die Libido in Schwung bringt. ©istock/jacoblund

Die beste Verteidigung des Mannes gegen eine Östrogen-Invasion ist in jedem Fall Gewicht zu verlieren und durch Sport Muskelmasse aufzubauen. Dadurch wird mehr fettverbrennende Energie entwickelt, was automatisch die Libido in Schwung bringt.

Schildrüsenhormon

Es gibt eine Vielzahl von Hormonen, die das emotionale und körperliche Wohlbefinden eines Mannes beeinflussen können. Doch eines wird vor allem für Männer ab 60 zum echten Sex-Killer. Das Schilddrüsenhormon nimmt mit zunehmendem Alter ab und eine Anzahl neuerer Studien zeigt eine Verbindung zwischen abnehmenden Schilddrüsenhormonen und sexueller Dysfunktion. Diese macht sich in Erektionsschwierigkeiten und allgemeiner sexueller Unlust bemerkbar. Klassische Symptome sind außerdem Gewichtszunahme, Haarausfall, Gedächtnisverlust, Verstopfung sowie das Auftreten von rauer und trockene Haut. Die gute Nachricht für alle Männer ist, dass mit synthetischem Hormonersatz diese Symptome – einschließlich der Erektionsprobleme – deutlich abgeschwächt werden können.

Der Kampf gegen die Pfunde

Wenige Dinge sind frustrierender für die Frau, als ihre Nachteile gegenüber dem Mann, wenn es ums Abnehmen geht. Denn typischerweise verlieren Männer deutlich mehr Kilo und sie verlieren sie schneller. Obwohl es kaum fair erscheint, gibt es einen physiologischen Grund für ihren Erfolg: Im Durchschnitt haben Männer 40 Kilogramm mehr Muskeln als Frauen und bis zu zehnmal Mal mehr Testosteron. Während das Testosteron den Stoffwechsel ankurbelt, verbrennt die erhöhte Muskelmasse Kalorien – sogar während der Körper ruht. Doch zum Trost der Frau nutzt sich dieser Vorteil mit zunehmendem Alter ab. Wenn Männer das 40. Lebensjahr erreichen, sinkt die Testosteronproduktion für den Rest ihres Lebens um etwa drei Prozent pro Jahr. Dies macht es schwerer, einen hohen Fettverbrennungsstoffwechsel beizubehalten und macht den Kampf gegen die Pfunde mit jedem Jahr schwerer.

Midlife-Crises: die Androgene verflüchtigen sich

Bei Frauen beginnt der Verlust von Androgenen, also der männlichen Hormone, überraschend früh schon vor dem 40. Lebensjahr. Das führt zu Müdigkeit, Verlust von Knochenmasse und verminderter sexueller Lust. Bei Männern setzt dieser Prozess dann meist im Alter von 50 Jahren ein. Und das hat vor allem auch emotionale Auswirkungen. Während neuere Forschungen die Tatsache widerlegen, dass männliche Hormone Männer aggressiver machen, gibt es ein Stereotyp, das zu gelten scheint: Die Midlife-Crisis.

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Midlife-Crisis? Oft ist es nur ein zu niedriger Testosteronspiegel, der die Quelle von Unzufriedenheit und Depressionen ist. ©istock/PORAMATEPILAY

Ab 50 tritt bei den meisten Männern eine Müdigkeit gegenüber den Dingen auf, die ihm bis dahin am Wichtigsten erschienen. Wohlstand, Familie und beruflicher Aufstieg werden langweilig. Doch bevor ER sich nun eine viel zu junge Freundin oder einen neuen Sportwagen zulegt, sollte er es lieber mit einem simplen Bluttest versuchen. Denn oft ist es einfach nur ein zu niedriger Testosteronspiegel, der die Quelle von Unzufriedenheit und Depressionen ist.

Andropause – die männlichen Wechseljahre

Wenn Männer auf die 60 zugehen, werden sie mit einem Phänomen konfrontiert, welches bisher nur den Frauen vorbehalten schien: die Wechseljahre. Diese werden beim Mann als sogenannte Andropause oder scherzhaft auch als „männliche Menopause“ bezeichnet. Die nun rasant abnehmenden Testosteronwerte können Gewicht, Stimmung und allgemeine Lebensenergie verheerend beeinflussen. Ab dem 70. Lebensjahr sorgt dieser Abfall auch zu altersbedingten Gedächtnisstörungen und zum Fortschreiten der Alzheimer-Krankheit. Mittlerweile werden dagegen verstärkt synthetische Hormonpräparate eingesetzt. Doch die Auswirkungen von Testosteron-Gel und ähnlichen Mitteln sind bezüglich ihrer unerwünschten Nebenwirkungen immer noch nicht genau erforscht und so ist es auch hier eher ratsam auf die Kraft der Natur zu setzen. Viel Gemüse verringert die Symptome der Andropause ebenso wie viel Bewegung. Denn, je geringer der Bauchumfang ist, um so besser gelingt der Kampf gegen das Verschwinden der Androgene.

 

 

Dies war Teil II zum Thema Hormone. Jetzt den ersten Teil lesen!

Sie haben die Macht – Sexualhormone
Teil I – Das sollte ER über IHRE Hormone wissen!