Alles was Du wissen musst über: die Hausgeburt

junge Mutter mit Neugeborenem im Arm
© istock/Jodi Hall Photography
Geht es um die Geburt des Kindes, hört bei den meisten Frauen der Spaß verständlicherweise auf. Und nichts wird dabei kontroverser diskutiert als die Frage, ob es nun besser ist, das Baby in einem Krankenhaus oder Zuhause mit Unterstützung einer Hebamme zur Welt zu bringen. Dabei wird in unserem hochtechnisierten Zeitalter oftmals vergessen, dass die Haugeburt bis zur Mitte des vergangenen Jahrhunderts die Regel war. Dennoch ist der Anteil der Kinder, die außerhalb von Kliniken geboren werden mittlerweile verschwindend gering.

Wir von CARLMARIE wollen in diesem Text erklären, was die Vor- und Nachteile von Hausgeburten sind, was diese kosten, wann sie vermieden werden sollten und welche Rolle Hebammen dabei spielen.

Massenabfertigung, unpersönlich, kalt und steril – Kreißsäle haben bei vielen Frauen mittlerweile keinen guten Ruf mehr und so wollen mehr und mehr ihre Kinder wieder in bekannter Umgebung, am besten Zuhause in den eigenen vier Wänden, zur Welt bringen. Im vergangenen Jahr kamen in Deutschland ziemlich genau 10.000 Kinder außerhalb von Krankenhäusern zur Welt. Das entspricht nicht mal zwei Prozent aller Geburten, hat aber eine steigende Tendenz. Deshalb halten wir von CARLMARIE es für angebracht, uns diesem Thema etwas genauer zu widmen:

Was genau ist eine Hausgeburt überhaupt?

Wie der Name schon sagt, wird das Kind weder in einem Krankenhaus noch mit Hilfe von Ärzten zur Welt gebracht. Die entscheidende Unterstützung erhält die Schwangere von einer Hebamme, mit der sie im besten Falle schon vorher ein Vertrauensverhältnis aufbaut, da das zu einer entspannten Verfassung während des Geburtsvorgangs beiträgt. Hebammen sind die größten Spezialisten, wenn es um Geburten geht. Sie beschäftigen sich mit nichts anderem, bilden sich ständig weiter und absolvieren vor ihrem Abschluss als Bachelor oder Master der Hebammen-Wissenschaften eine dreijährige Ausbildung.

 

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Wer eignet sich für die Hausgeburt?

Nach den Vorgaben des Sozialgesetzbuches kann jede Frau den Ort der Geburt frei wählen. Dabei ist vorausgesetzt, dass sich die Schwangere mit den Risikofaktoren einer Hausgeburt auseinandergesetzt hat. Denn es gibt tatsächlich einige Gründe, warum manchmal von Hausgeburten ausdrücklich abgeraten wird. Und bei denen es auch keine Hebamme oder Geburtshelfer geben wird, die dabei helfen, die Hausgeburt in die Tat umzusetzen. Wer sich für eine Hausgeburt entscheidet, sollte sich auch darüber klar sein, dass auf Schmerzmittel wie zum Beispiel PDA verzichtet werden muss.
Das sind die Umstände unter denen von einer Hausgeburt dringend abgeraten werden muss:

Wann kommt eine Haugeburt nicht in Frage?

  • Bei Voruntersuchungen werden manchmal Hinweise auf Erkrankungen des Neugeborenen gefunden, die eine sofortige ärztliche Betreuung nach der Geburt erfordern. Auch wenn das Kind besonders schwer oder zu wenig Fruchtwasser vorhanden ist, wird eine Entbindung in der Klinik dringend empfohlen.
  • Ähnliches gilt bei Mehrlingsgeburten, da diese oftmals eine umfassende Überwachung von Kind und Mutter erfordern. Tabu ist die Hausgeburt auch bei Frühgeburten, da diese intensive ärztliche Betreuung notwendig brauchen.
  • Im Falle, dass der errechnete Termin bereits vorüber ist, werden die Kosten bei einer Haugeburt nur dann übernommen, wenn der verantwortliche Gynäkologe eine Unbedenklichkeitsbescheinigung ausgestellt hat. Das gilt auch für gesetzliche Krankenkassen und beginnt bereits mit dem dritten Tag nach dem festgelegten Geburtstermin.
  • Frauen, die vorher bereits ein Kind mit Kaiserschnitt zur Welt gebracht haben oder Komplikationen bei früheren Geburten erlebt haben, sollten ebenfalls auf eine Hausgeburt verzichten.
  • Mütter mit Bluthochdruck, insulinpflichtiger Diabetes oder Präeklampsie sollten unbedingt ihren Hausarzt konsultieren, bevor sie sich für eine Hausgeburt entscheiden.
  • Auch bei untypischer Lage des Kindes (z.B. Beckenendlage) oder des Mutterkuchens (z. B. Plazenta praevia totalis oder Plazenta praevia partialis) dürfen Hebammen nicht ohne ärztliche Unterstützung Geburten durchführen.

Was sind die Kosten bei einer Hausgeburt?

Die Rufbereitschaft der Hebamme gibt es nicht umsonst. Sie wird kurz vor und nach dem errechneten Geburtstermin mit einem Betrag zwischen 250 und 300 Euro berechnet. Während private Krankenkassen diesen Betrag nur ungern übernehmen, wird er von den staatlichen Krankenkassen in der Regel umstandslos erstattet.

Welche Vorbereitungen sollten getroffen werden?

Wer sich für eine Haugeburt entscheidet, wird mit der Hebamme seiner Wahl alle organisatorischen Fragen intensiv besprechen, bevor die Geburt wirklich naht. Dabei können auch besondere Wünsche bezüglich der Bettung, des Ortes der Geburt und der anwesenden Personen diskutiert werden. Ein klassisches Sortiment für die Hausgeburt ist: frische Bettwäsche, Wärmestrahler, dünne Plastikfolie, um das Bettzeug vor Blut zu schützen, frische Handtücher, Vlieswindeln und ausreichend Essen und Getränke.

Da es immer notwendig werden kann, doch noch schnell in eine Klinik zu wechseln, sollten alle dafür notwendigen Telefonnummern bereitliegen. Es sollte ein Fahrzeug in Bereitschaft gehalten werden, welches vollgetankt ist. Der Fahrer sollte den Weg zum Krankenhaus gut kennen.

Was genau passiert bei der Hausgeburt?

Jede Geburt verläuft zwar anders, aber im Großen und Ganzen wird es so sein, dass deine Hebamme sofort zu dir eilt, wenn die Wehen einsetzen. Die Hebamme hat alle notwendigen Geräte dabei und hilft auch mental bei der Geburt. Direkt nach der Geburt wirst du ebenfalls von der Hebamme betreut. Sie kontrolliert die Nachgeburt und vorsorgt deine Wunden. Sie wird auch die erste Vorsorgeuntersuchung – die U1 – beim Kind durchführen. Dabei wird der allgemeine Gesundheitszustand des Säuglings begutachtet.

 

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Vor- und Nachteile einer Hausgeburt

Pro und Kontra gibt es in jeder Lebenslage und natürlich auch beim Thema Hausgeburt. Dabei lassen sich Vor- und Nachteile auf eine ziemlich simple Formel verkürzen: Die Hausgeburt hat den Vorteil, dass du in gewohnter Umgebung alles perfekt vorbereiten und zumindest die Rahmenbedingungen selber festlegen kannst. Dazu kommt ein möglicherweise schon vorher aufgebautes Vertrauensverhältnis zur Hebamme, welches der werdenden Mutter ein besonderes Gefühl der Sicherheit gibt. All das können Krankenhäuser nicht bieten. Frauen, die sich für eine Hausgeburt entscheiden, haben darüber hinaus das Gefühl, dass so eine bessere Bindung zum Kind aufgebaut wird. Zudem wird auch das Kind in eine Umgebung hineingeboren, die sich von der in einem Krankenhaus unterscheidet. Geborgenheit, Stille und die mütterliche Fürsorge kann kein Spital imitieren.

Allerdings gibt es bei jeder fünften Hausgeburt auch Komplikationen, die eine Verlegung in eine Klinik notwendig machen. Hebammen dürfen nur sehr beschränkt ärztliche Behandlungen vornehmen und so ist die Hausgeburt solange die richtige Entscheidung, wie keine Schwierigkeiten auftreten. Die Hausgeburt kann ein wunderschönes Erlebnis sein, wenn sie ohne Probleme verläuft.

Wie wird der mögliche Gang in die Klinik am besten vorbereitet?

Viele Hebammen bestehen aus Sicherheitsgründen darauf, sich vor der Hausgeburt auch im nächstgelegenen Krankenhaus anzumelden. Mit der Anmeldung wird an der Schwangeren eine Kontrolluntersuchung durchgeführt, bei der auch alle wichtigen Werte wie Ultraschallbilder, Laborwerte, Blutgruppe und ähnliches registriert werden. Sollte bei der Hausgeburt doch etwas nicht nach Plan verlaufen, weiß man in der entsprechenden Klinik schon Bescheid und kann sich schnell und effektiv um Mutter und Neugeborenes kümmern.

Wann muss eine Hausgeburt abgebrochen werden?

Es gibt einige Umstände, unter denen die Hebamme die Hausgeburt sofort abbrechen und die Überführung in ein Hospital einleiten würde. Das ist zum Beispiel dann der Fall, wenn zwölf Stunden nach Abgang des Fruchtwassers immer noch keine Wehen eingesetzt haben. Die Hebamme wird mit einigen homöopathischen Mitteln versuchen, die Wehen einzuleiten, wenn das allerdings nicht gelingt, muss die Geburt im Krankenhaus künstlich eingeleitet werden.
Die Hausgeburt wird auch dann abgebrochen, wenn das kindliche Köpfchen eine gefährliche Fehlposition (z.B. Geradstand) aufweist. Starke Erschöpfung der Mutter und der deutliche Wunsch nach einem Schmerzmittel machen die Überführung in ein Krankenhaus ebenfalls notwendig.
Sollte der Einsatz von Zange, Saugglocke oder Kaiserschnitt notwendig werden, kann das auch nur in einem Krankenhaus umgesetzt werden. Die Hebamme kann leichte Dammbrüche selber behandeln. Bei schwereren Dammbrüchen muss die Hausgeburt allerdings ebenfalls abgebrochen werden.
Ärztliche Behandlung wird letztlich natürlich vor allem dann dringend notwendig, wenn die Mutter hohes Fieber bekommt oder Herz- und Lungenaktivität des Neugeborenen größere Unregelmäßigkeiten aufweisen.
In Wirklichkeit treten solche Probleme heute allerdings selten auf. Wer sich für eine Haugeburt entscheidet, sollte sich trotzdem rechtzeitig auf alle Eventualitäten vorbereiten.