Korsett, Corsage, Bustier – Was ist Was?

Erotische Corsage von Marlies Dekkers
Erotische Corsage von Marlies Dekkers © Marlies Dekkers
An Korsetts, Corsagen oder Bustiers kommt heute kaum eine Frau mehr vorbei, die nicht wenigstens einmal ein bisschen mit Bondage und SM, einem kleinen frivolen Rollenspiel oder einem sexy Auftritt auf einem Gothik-Festival geliebäugelt hat. Das einstmals so altmodische Kleidungsstück ist mit aller Macht in den Mode-Mainstream zurückgekehrt.

Und deshalb erklären wir von SUNNY-Dessous worum es sich bei Korsett, Corsage und Bustier handelt, was diese eint und worin die entscheidenden Unterschiede liegen.
 

Das Korsett und die Corsage – was ist der Unterschied?

Der wesentliche Unterschied zwischen einem Korsett und der Corsage liegt in ihrem unterschiedlichen Zweck. Während durch die feste Schnürung des Korsetts der Körper im Bereich der Taille in Richtung einer Sanduhrenfigur (ver-)formt werden soll, ist genau das bei einer Corsage nicht möglich und auch nicht gewollt. Die Corsage liegt zwar auch eng am Körper an, formt aber die darunter liegenden Konturen lediglich nach.

Korsett – Spitze für die Sicht, Stahl für die Stabilität

Damit das Korsett seine Aufgaben erfüllen kann, ist zwischen den verschiedenen Lagen von Textilien auch eine ganze Menge Stahl verarbeitet. Die äußeren Lagen bestehen aus sehr feinen und edlen Stoffen wie zum Beispiel Spitze oder Seide, während die inneren Lagen eher robusteren Garnen vorbehalten sind. Dazwischen sind in der Regel sogenannte Spiralfäder- oder Federstahlstäbchen eingearbeitet. Diese geben dem Korsett seine gewünschte und benötigte Stabilität. Im Rücken wird das Korsett meist geschnürt. Deshalb befindet sich dort auch die ebenfalls mit Stahlstäbchen gestärkte Rückenschluss-Schnürung, welche zum besseren Schutz gegen Scheuerungen und Druckverletzungen mit einer aufgenähten Schutzklappe versehen ist. Im vorderen Bereich am Bauch hat ein Korsett in der Regel eine Verstärkung aus Flachstahl, damit das Textil den von hinten kommenden Schnürzug optimal Stand halten kann.

Eigene Taillenweite minus 10 cm = Korsettgröße

Spielraum im Taillenumfang bieten die meisten Korsetts nur in der Schnürung. Deshalb ist es wichtig, dass das Korsett nicht in einer zu kleinen Größe gekauft wird. Es sieht einfach nicht wirklich attraktiv aus, wenn die Korsett-Schnürung am Rücken zu weit auseinander steht und die darunter liegende Lasche nicht groß genug ist, um die Haut des Rückens vollständig zu bedecken. Achten sollte FRAU auch auf die Schnittform ihres Korsetts. Ist die Brust und damit die Oberweite etwas größer, bieten sich zum Beispiel Stücke mit einem herzförmigen Ausschnitt im oberen vorderen Bereich an. Sind dagegen eher die Hüften etwas ausladender, bieten sich Korsette mit einer erweiterten Hüftlinie an.
Nur für wirklich langgezogene Oberkörper sind die extra-lang geschnittenen Korsetts. Für alle anderen könnte es damit vor allem Probleme beim Hinsetzen geben. Wer übrigens hinsichtlich seiner passenden Korsettgröße ganz sicher gehen will, sollte auf folgende Formel vertrauen. Man misst seinen Taillenumfang (sagen wir 75 cm) und zieht davon 10 Zentimeter ab, dann hat man in unserem konkreten Falle eine Korsettgröße von 66 bis 71 Zentimeter.

Corsagen – nur optisch schlanker

Auch sogenannte Corsagen liegen nah am Körper an, werden oft hinter dem Rücken geschnürt, können aber aufgrund ihrer anderen Verarbeitung keine schmalere Taille erzeugen, obwohl ein solcher Effekt optisch manchmal möglich scheint. Corsagen sind auch aus ein bis zwei Lagen Stoff gemacht, wobei die Festigkeit von sehr robust bis sehr weich variieren kann. Unter den Textilien sind bei Corsagen ebenfalls Stützkonstruktionen eingearbeitet. Allerdings handelt es sich hier meist nicht um Stahlfederstäbchen sondern stabilen Kunststoff. Die Corsage passt sich so stärker als das Korsett der darunter liegenden Körperform an und ist in der Regel deshalb auch bequemer zu tragen.
Da auf das Material kaum Schnürzug ausgeübt wird, sind auch die Verschlüsse nicht so robust wie bei Korsetts gearbeitet. Oftmals wird die Corsage vorn oder auch hinten mit einem Reißverschluss oder mit einer Hakenleiste, ähnlich wie der beim BH geschlossen. Auch Corsagen lassen FRAU optisch etwas schlanker wirken. Allerdings lässt es die Verwendung von Stützstäbchen aus Plastik und der Verzicht auf wirklich belastbare Materialien keine intensive Schnürung zu, so dass keine messbar hüftschlankere Figur erzeugt werden kann.
Bezüglich der Konfektionsgröße sind Corsagen in den gängigen Kategorien angeboten. Lediglich die Partien um die Taille sind ein bisschen kleiner als bei einem normalen Top, dadurch liegt die Corsage nach der Schließung oder leichten Schnürung eng am Körper an. Allerdings sollte man bei einer Corsage auf die akkurate Größe achten denn schon eine Nummer zu groß oder zu klein kann für eine unschöne Optik führen.

Vollbrust oder Unterbrust und was sollte unter der Corsage getragen werden?

Corsagen gibt es (übrigens ebenso wie Korsetts) in den Formen Unterbrust, Voll- und Halbbrust. Wie die Namen schon sagen, reicht die erste Corsage nur bis unterhalb der Brust, während die anderen beiden Stile diese halb oder vollständig bedecken. Unterbrustformen der Corsage sind dabei deutlich bequemer zu tragen, weil sie den Brustkorb nicht so stark einschnürt und man deshalb besser atmen kann. Mit einer Unterbrust-Corsage bekommt FRAU optisch außerdem deutlich mehr Oberweite, allerdings sollte man verstärkt Wert auf einen schönen BH legen. Für Unterbrust-Corsagen sollten darunter weiter geschnittene Textile getragen werden, während sich bei Voll- oder Halbbrust-Corsagen Blusen, Netzshirts oder auch sexy Spitzenoberteile anbieten.

Das Bustier – mehr Volumen

Gerade dem Korsett nicht ganz unähnlich ist das Bustier. Doch es gibt einen entscheidenden Unterschied: Während das Korsett an der Frau alles etwas zierlicher und schlanker macht, entsteht bei einem Bustier ein völlig entgegengesetzter Effekt. Hier wird zwar die Taille auch ein wenig abgeflacht, aber die Brust dafür „emporgehoben“ und damit auch deutlich voluminöser. Das etwas „altmodisch“ daherkommende Korsett ist auch eher was für den ausgefallenen Geschmack, während ein Bustier eher einen moderneren, zeitgenössischeren Stil offenbart. Bustiers verfügen über einen integrierten BH. Sie sind in der Regel kürzer als ein Korsett und enden direkt über oder direkt an der Taille. Normalerweise sind sie nicht dazu gedacht, die Hüften zu bedecken. Es gibt auch einige Bustiers, die viel kürzer sind und nur bis kurz unter die Brust reichen.

Während Korsetts aufgrund ihres „stählernen“ Skeletts, den weiblichen Körper stark „formen“ können, sind Bustiers aus deutlich flexibleren Stoffen hergestellt und deshalb auch sehr komfortabel zu tragen. Bustiers enthalten in den meisten Fällen Stretch-Elemente aus weichen und elastischem Kunststoff und sind deshalb zum Beispiel auch in der Brautmode äußerst beliebt. Bustiers werden auch nicht am Rücken geschnürt, sondern haben eher (entweder vorn oder hinten) Haken-Ösen-Verschlüsse, ähnlich denen beim BH.

Luxus vs Massenware

Das Bustier und das Korsett haben vergleichbare Eigenschaften. Sie sind eng an den Körper angepasst und bedecken nur Teile des Oberkörpers. Der wahre Unterschied zwischen einem Bustier und einem Korsett liegt jedoch in der Absicht des Kleidungsstücks. Korsetts, die in viktorianischen Zeiten getragen wurden, sollten normalerweise aus einem Stück bestehen und eine glatte Linie von der Taille bis zur Brust geben. Eine Unterstützung der Brüste war dabei nicht vorgesehen. Bustiers betonen hingegen die Kurven der Damen und drücken dabei die Brüste mit Cups nach oben. Ein anderer Unterschied liegt schlicht und ergreifend im Preis. Während Korsetts eher ein Luxus-Textil sind und – maßgeschneidert – kaum unter 200 Euro zu haben sind, muss man Bustiers eher als Massenware betrachten, die dafür allerdings in allen Preisklassen erhältlich ist.

Dies ist Teil 2 von 3 unserer Beitragsreihe.
Zu Teil 1: Korsett & Corsage: Sanfte Umarmung oder Käfighaltung?
Weiter zu Teil 3: Urbane Legenden & wirklichen körperlichen Vorteile ein Korsett zu tragen