Nackte Schultern statt tiefem Dekolleté

junge frau zeigt schultern
©istockphoto/deniskomarov
Hillary Clinton trug es bereits 1993 – doch wer konnte ahnen, dass die normalerweise seriös hochgeschlossene Frau des damaligen US-Präsidenten Bill Clinton im Rückblick einen Trend vorwegnehmen würde, der seit gut einem Jahr von den Laufstegen auf die Straßen der großen und kleinen Metropolen geschwappt ist: das Cold-Shoulder-Dress.

Hillary Clinton schulterfreies Kleid war damals eines der Designerin Donna Karan. Cold, weil man es auch im Winter tragen konnte. Und Shoulder, weil es die Schulter dem Blick freigab. Die First Lady trug ein eng anliegendes schwarzes Turtle-Neck-Kleid, bei dem die Schulterpartien an den Gelenken fehlten. Cut-Outs würde es heute heißen.

Der Begriff Cold-Shoulder hat sich bis heute gehalten, jetzt ist er wieder in aller Munde, obwohl die schulterfreien Stücke gerade vor allem im Sommer getragen werden. Sie sind seit zwei Jahren die Topstücke der Sommerkollektionen aller großen und kleinen Modehäuser. So genannte IT-Pieces, der letzte Schrei, alle tragen es. Begleitet werden sie von Off-Shoulder-Kreationen, die man hierzulande als schulterfreie Kleidungsstücke kennt. Darunter fallen Bardots, benannt nach der Schauspielerin Brigitte Bardot. Und Carmenblusen, benannt nach der Zigeunerin Carmen aus der 1875 uraufgeführten gleichnamigen Oper von Georges Bizet. Und so genannte One-Shoulder-Pieces. Sie wirken wie Kompromisse zwischen Cold- und Off-Shoulder, denn Kleider oder Bluse lassen eine Schulter frei und bedecken die andere entweder vollständig oder mit Cut-Outs.

Schulterfreie Kleidung liegt voll im Trend

Adieu Dekolleté, heißt es deshalb gerade allerorten. Zumindest bis zu einem Au revoir. Denn wie das mit Trends so ist: Sie kommen in aller Eile. Und sie gehen auch wieder. Und dass es jetzt vorbei sein soll mit der Betonung des Ausschnitts zwischen den Brüsten, darauf kann man sich vielleicht in diesem Sommer einigen. Aber wie lange sich der Designer-Fokus auf die Schulter hält, ist offen. Denn so schön und anmutig unsere Schultern auch sind – und das sind sie bis ins hohe Alter, denn keine Körperstelle altert langsamer – schulterfreie Kleidung zu tragen, ist nicht jederfraus Sache. A) Vor allem den trägerlosen Blusen und Kleidern fehlt es mitunter an Halt. B) Es lässt sich nicht jeder BH dazu tragen. Und C) Schulterfrei heißt auch Schulter-Fokus. Und dafür braucht es ein bisschen Ballerina-Attitüde, also eine gerade Haltung, weil wir nämlich keine Korsetts mehr tragen wie etwa die Frauen des Rokoko, die zuletzt so freizügig hierzulande ihre Schultern zeigten. Also heißt es: Brust raus, Rücken durchdrücken, Schultern zurück und Kinn leicht nach vorn und oben strecken.

Wir zeigen euch im Folgenden, welche schulterfreien Varianten in diesem Sommer angesagt sind und welche BHs sich dafür eignen.

Cold-Shoulder

Bei einem Could-Shoulder-Kleidungsstück fallen die Ärmel über den Schultergelenken ab. Sie wirken, als hätte man vergessen, sie anzunähen. Sie werden unter dem Achselbereich befestigt. Could-Shoulder-Stücke reichen von Cut-Out-Varianten mit kurzen oder langen Ärmeln wie beim eigentlich hochgeschlossenen Kleid von Hillary Clinton bis zu Off-Shoulder-Varianten, die mit Spaghetti-Trägern oder Neckholder-Straps versehen sind. Cold-Shoulder-Tops eignen sich besonders für Frauen, die auf einen BH nicht verzichten können. Bei vielen Modellen kann man die BH-Träger wunderbar verstecken. Sollte das nicht der Fall sein, wählen Sie ein trägerloses Modell – Bandeau zum Beispiel oder Torsolette – denn durchsichtige Träger gelten in der Modewelt noch immer als Nogo’s.

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Off-Shoulder

Off-Shoulder-Stücke sind trägerlose Tops oder Kleider. Das heißt, die Schultern liegen komplett frei. Das ist bei Bardots der Fall, benannt nach der französischen Schauspielerin Brigitte Bardot, die im Sommer mit Vorliebe trägerlose Kleider trug. Und bei Carmentops, benannt nach Carmen aus der gleichnamigen Oper, in der die Zigeunerin schulterfrei durch das Musikdrama eilt. Die Carmen-Bluse ist übrigens das Ur-Model des Off-Shoulder-Tops, sie geht auf die im 18. Jahrhundert für Spanien typische Bluse zurück. Sie sind meist am Saum gerafft oder mit Volants versehen – was sie unterscheidet von den Bardot-Blusen, die im Schnitt weniger verspielt sind. Da beide Varianten keine Träger haben, funktionieren darunter auch keine BHs mit Trägern. Es sei denn, Sie sind auf dem Weg zum Strand und tragen auf die Schnelle etwa einen Neckholder-Bikini. Halterlose BH-Modelle sind u.a. Bandeaus, Torsolettes, Nude-BHs mit Vollschale oder V-Ausschnitt-BHs. Aber Vorsicht, alle trägerlosen Modelle können ab Cup-Größe C zum Problem werden.

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One-Shoulder

Stellen Sie sich ein Off-Shoulder-Modell vor, bei dem nur ein Ärmel fehlt, und sie haben ein Bild von den einschultrigen Kleidungsstücken. Für diese Modelle gibt es spezielle BHs, die ebenfalls über nur einen Träger verfügen. Probieren Sie aus, ob Ihre Brust darin einen guten Halt hat. Falls dem so ist, kann man die Tops und Kleider auch mit großer Oberweite sehr schön tragen.

Bandeau- oder Bustiertops

Auch bei diesen Modellen liegen die Schultern komplett frei. Im Unterschied zu den Off-Shoulder-Stücken fehlen allerdings die Arme, also sind auch diese unbekleidet. Bei diesen Oberteilen sollte man sehr genau darauf achten, dass sie nicht rutschen und man einen BH tragen kann, der keine Träger hat. Denn nichts ist unbequemer, als ständig nachjustieren zu müssen. Oder durch Träger, und seien sie noch so dünn, mit weißen Streifen auf den Schultern zu bräunen und den Eindruck einer unbekleideten Schulter zu schmälern.