DSC-Schmetterling Katharina Schwabe: Alexander Waibl und ich sind noch nicht fertig miteinander

DSC-Kapitän Katharina Schwabe
DSC-Kapitän Katharina Schwabe © Sandro Halank, Wikimedia Commons, CC-BY-SA 3.0, 2017-03-18 Katharina Schwabe by Sandro Halank–2, CC BY-SA 3.0
Katharina Schwabe ist erst 25 Jahre alt und schon Kapitänin bei den Volleyball-Frauen des DSC. Erst im Sommer hat sie ihren Vertrag um zwei Jahre verlängert und nun noch Großes mit dem Team vor.

Wir von CarlMarie haben uns mit ihr über ihren „intensiven“ Charakter, die Zusammenarbeit mit Alexander Waibl und ihre Zukunftspläne unterhalten.

„Alexander Waibl und ich sind noch nicht fertig miteinander“

CarlMarie: Ihr seid aus Europokal und nationalem Pokal ausgeschieden und habt im Januar sogar ein Ligaspiel gegen Aufsteiger NawaRo Straubing verloren. Eine für den DSC ungewohnte Pleitenserie. Du bist Kapitänin dieser Mannschaft. Inwieweit fühlst du dich in so einer Situation verantwortlich und was ist zu tun, um das Schiff wieder auf Kurs zu bringen?

Katharina:
Gerade die Niederlage gegen den Aufsteiger hat mich mehrere Tage beschäftigt. Zumal wir ja drei Tage später das nächste Spiel Zuhause gegen Münster hatten. Da geht dann wirklich das berühmte Kopfkino an und man fängt an, seine eigene Spielqualität anzuzweifeln. Und weil das ja jeder Spielerin so geht, entsteht eine Art kollektive Verunsicherung. Wir haben die Kurve gut gekriegt und wieder Anschluss an die Tabellenspitze. Aber mir persönlich tut das Spiel gegen Straubing immer noch weh. Das ist normalerweise ein Pflichtsieg.

CarlMarie: Inwieweit füllst Du in so einer Drucksituation dein Amt als Kapitänin aus?

Katharina:
Vor allem indem ich dazu anrege, dass in der Kabine geredet werden soll. Keine Spielerin bringt mit Absicht eine schlechte Leistung oder macht Fehler. Deswegen geht es auch nicht um irgendwelche Schuldzuweisungen oder Maßregelungen. Aber klar muss sein, wer sich in so eine Situation manövriert, von dem verlange ich maximale Konzentration, Fokussierung und Leistungsbereitschaft in der nächsten Partie. Das muss ich als Kapitänin vermitteln und das hat ja offenbar ganz gut funktioniert.

 

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CarlMarie: Du und der DSC haben sich im Sommer auf eine Verlängerung Deines Vertrages um weitere zwei Jahre geeinigt. Du bist jetzt mit 25 Jahren im besten Volleyball-Alter, hast aber schon Titel en masse gewonnen. Welche Ziele motivieren dich denn noch?

Katharina:
Zu gewinnen. Ganz simpel. Denn das ist immer noch das, was sich bei allen Sportaktivitäten am besten anfühlt. Eine Schale, ein Pokal eine Goldmedaille – egal – das ist der immer angestrebte Lohn. Solange man körperlich fit ist, kann ich vom Gewinnen eigentlich nicht genug bekommen. Und deshalb ist der Ehrgeiz auch jedes Jahr wieder aufs Neue da. Und wenn es – wie bei uns – in den vergangenen zwei Jahren nicht mehr ganz so rund läuft, dann wird der Hunger auf Gold noch ein bisschen größer.

CarlMarie: Wie realistisch ist ein Erfolg im Europapokal?

Katharina:
Ohne ein bisschen Glück eigentlich gar nicht. Wir hatten in dieser Saison mit Busto Arsizio gleich ein italienisches Top-Team gezogen und nach dem knappen 3:2 im Hinspiel Zuhause gar keine Chance mehr. Bekommen wir die meinetwegen erst drei Runden später im Halbfinale hat sich vielleicht eine ganz andere Spannung aufgebaut und man steigert sich in ein Wunder hinein. Aber sind wir ehrlich – da liegen schon Welten dazwischen. Besonders wahrscheinlich ist ein Erfolg eigentlich nicht.

 

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CarlMarie: Dein Trainer Alexander Waibl hat kürzlich bezüglich Deiner Vertragsverlängerung geschwärmt: „Schwabi kann mit ihren Emotionen Spiele entscheiden. Deshalb stand sie auch immer auf dem Feld, wenn wir etwas gewonnen haben“. Auf der anderen Seite hat er sich gewünscht, dass ein so „emotionaler Typ“ wie du auch ein bisschen mehr Gelassenheit lernen sollte. Hast du das so zum ersten Mal gehört oder ist dir das über dich selbst bekannt?

Katharina:
Nee, das sind schon Aussagen, die mir nicht fremd sind und auch ein bestimmtes Bild von mir wiedergeben. Ich denke oftmals selbst bei mir: „Mensch, Schwabi, hier könntest du doch echt mal `n bisschen gelassener rangehen.“ Beim Sport und auch im Privaten zeige ich manchmal ein bisschen zu oft die Zähne, wo mehr Zurückhaltung und Coolness echt besser am Platz wären. Ich muss eben auch mal ein paar Tage oder Wochen warten können, bis etwas so ist, wie ich es mir vorstelle. Doch auch ich werde älter und merke, wie ich ausgeglichener werde mit den Jahren. Das tut mir und auch den anderen gut.

 

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CarlMarie: Ist Waibl der beste Trainer, den man für die Entwicklung ihrer Volleyball-Karriere haben kann?

Katharina:
Ja, in Deutschland auf jeden Fall. Meine Karriere hat er natürlich unvergleichlich geprägt. Immerhin hat er mich in die 1. Mannschaft vom DSC geholt. Und wir beide sind auch noch nicht fertig miteinander (lacht). Da wird noch was kommen und hoffentlich ist es viel Gold.

CarlMarie: Wird Dresden deine letzte Station sein?

Katharina:
Dresden ist für mich Heimat, sowohl sportlich als auch privat. Ich bin sehr lange hier und schon mit zwölf Jahren auf die Sportschule gegangen. Natürlich bin ich auch dem Verein verpflichtet, der mir schon seit vielen Jahren die Möglichkeit gib, Volleyball auf höchstem Niveau zu spielen. Da ist für mich nicht so leicht darüber nachzudenken, was nach diesen zwei Jahren passiert. Es reizt mich wie jede andere Sportlerin, mal ins Ausland zu gehen und neue Erfahrungen zu machen. Aber wenn es irgendwann mal so weit ist, will ich meine Karriere in jedem Fall hier beim DSC beschließen. Das bin ich schon alleine jenen Fans schuldig, die ich und der Verein nur hier haben und die einen über das normale Maß hinaus die ganze Zeit stützen und unterstützen.

CarlMarie: Deine Mannschaftskameradin Mareen von Römer hat ja sogar mal ein Jahr in Baku in Aserbaidschan gespielt. Reizt sowas Exotisches?

Katharina:
Absolut. Wer würde das ablehnen. Aber es müsste auch sportlich passen und gemäß den eigenen Fähigkeiten angemessen sein. Mir zum Beispiel wäre die italienische Liga – auch wenn alle Volleyballerinnen einmal dort spielen wollen – eine Nummer zu groß. Realistischer wären Polen und Frankreich. Aber auch diese Überlegungen sind zum momentanen Zeitpunkt ziemlich weit hergeholt, wenn man bedenkt, dass ich gerade einen neuen Vertrag unterschrieben habe.

 

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CarlMarie: Du einzige Dresden-Pause hast du zwischen 2010 und 2011 eingelegt, bist nach Berlin gegangen und warum so schnell wieder zurückgekehrt?

Katharina:
Na, ja das mit Berlin hatte rein sportliche Gründe und war von Anfang an nicht auf so lange ausgelegt. Der DSC hatte damals mit dem VC Olympia Berlin eine Kooperation, die so aussah, dass alle Spielerinnen, die 16, 17 oder 18 Jahre alt waren, sich mit der Jugendnationalmannschaft dort gesammelt haben und dort eben auch schon in jüngeren Jahren die Möglichkeit bekamen, 1. Liga zu spielen. Ich war damals 17 und für mich gab es in Dresden noch keinen Platz in der 1. Mannschaft. Die Alternative war Berlin, mit der klaren Perspektive sofort zum DSC zurückzukehren, sobald ich da die Möglichkeit habe zu spielen. Die VCO Berlin-Mannschaft gibt es übrigens immer noch und bis heute diese Kooperation, bei der Jugendspielerinnen aus Dresden auf das Niveau der deutschen Top-Liga vorbereitet werden.

CarlMarie: Ihr habt ja mittlerweile zahlreiche Spielerinnen aus dem Ausland und davon auch nochmal für die aktuelle Saison einige dazubekommen. Bist du da als Kapitänin auch in Bezug auf deren Integration besonders gefordert?

Katharina:
Nicht mehr als in jedem Kreisklasse-Verein auch. Bist du in einem fremden Land mit einer anderen Sprache und Kultur, freust du dich auch, wenn dich jemand immer wieder mal an die Hand und irgendwo mit hinnimmt. In der Saison, wenn du sechs Stunden am Tag trainierst und für den „Beruf“ da bist, bleibt für gemeinsame Aktivitäten aber nicht mehr viel Zeit und jeder ist an sich froh, wenn er nach Hause kann und mal für sich ist. Dafür haben wir im Sommer viel Zeit und da unternehmen wir auch mehr zusammen. Die Tipps fürs Essen oder Ausgehen gibt es sowieso immer. Ansonsten gibt es engere und losere Beziehung innerhalb eines professionellen Teams. Ich und Barbara (Wezorke) zum Beispiel waren kürzlich erst drei Stunden spazieren im Schnee bei Altenberg.

CarlMarie: Wie sind Deine Englisch-Kenntnisse?

Katharina:
(lacht) Keine Sorge die sind in Ordnung. Die Kommunikation zwischen allen Spielerinnen ist potentiell immer möglich. Aber unsere ausländischen Kolleginnen sind auch so weit, dass sie zumindest grob verstehen, wenn wir uns auf deutsch unterhalten.

CarlMarie: Du bist als sehr gute Aufschlägerin bekannt. Solche Eigenschaften sollen sie ja auch beim Beachvolleyball schätzen. Bist du mal angesprochen worden?

Katharina:
Ich weiß, dass es nicht bei allen Hallen-Volleyballerinnen eine große Zuneigung für Beachvolleyball gibt. Bei mir ist das anders, denn ich finde den Sport tatsächlich großartig. Ich war jetzt mit meiner Mutter im Sommer im Urlaub an der Ostsee. Und da sind wir extra nach Kühlungsborn zu einem Stopp der Smart Beach Tour gefahren. Die Atmosphäre war genial. Aber ich bin noch nie diesbezüglich angesprochen worden. Kommt vielleicht noch – nach meiner Karriere als Hallenvolleyballerin.

CarlMarie: Was kommt denn grundsätzlich nach deiner Karriere?

Katharina:
Im Moment denke ich gar nicht über mein Leben nach dem Volleyball nach. Klar, man ist ja Frau und möchte mal Kinder haben und eine Familie gründen, aber um ehrlich zu sein, dass wäre in fünf, sechs oder sieben Jahren auch noch in Ordnung.

CarlMarie: Und beruflich?

Katharina:
Vielleicht Krankenschwester oder medizinische Fachangestellte. Aber richtig konkret ist da nichts. Das Einzige, worüber ich manchmal nachdenke, ist wo ich später mal wohnen möchte. Ich habe hier in Dresden zwar eine Spielerinnen-Wohnung des DSC, aber meine Eltern wohnen in Krauschwitz, einem Ortsteil von Bad Muskau. Und dort habe ich auch einen Großteil meiner Freunde, die mich in meiner Karriere auch immer kräftig unterstützt haben. Familie, das ist mir wahnsinnig wichtig. Wenn ich ein Wochenende Zeit habe, fahr ich nach Hause und den Sommer verbring ich auch komplett da. Irgendwann, in ferner Zukunft werde ich wohl auf die ein oder andere Weise dahin wieder zurückkehren.

CarlMarie: Wir bedanken uns für das Gespräch und wünschen Dir und dem Team für den Rest der Saison viel Erfolg!