Starke Frauen: Tamara Danz – die unangepasste Rockerin

Tamara Danz Silly
Sie prägte die Musik der späten DDR und frühen 90er, engagierte sich politisch, war unbequem aber wurde gehört. Mit ihrer äußeren Erscheinung sorgte sie für Aufsehen und mit ihrer einzigartigen, tiefen Stimme verlieh sie den Texten der Band Silly Tiefe. Werfen wir einen Blick auf das Leben und Vermächtnis von... Tamara Danz.

Geboren 1952 in dem kleinen Ort Winne im Kreis Suhl und aufgewachsen zum Teil in der noch jungen DDR und teilweise in Rumänien und Bulgarien, stand schon recht früh fest: Tamara Danz war eindeutig für die Musik geboren.

Die frühen Jahre – auf direktem Weg an die Spitze

Bereits zu Schulzeiten sang sie in in der Schülerband „die Cropies“ ihres damaligen Freundes Uwe Kropinsky. Ihr gefiel es auf Anhieb Musik zu machen. Trotzdem nahm sie zunächst ein Dolmetscherstudium auf, brach dieses jedoch bereits nach anderthalb Jahren ab und bewarb sich mit 21 Jahren an der „Hanns Eisler“ Hochschule für Musik in Berlin, erfolglos. Aufgeben gehörte jedoch nicht zu den Eigenschaften der selbstbewussten jungen Frau und so sang sie eben in verschiedenen Bands und absolvierte nebenbei eine Ausbildung an der Musikschule Friedrichshain Berlin. Unter anderem sang sie über mehrere Jahre im Background der Horst-Krüger-Band. Die damals extrem angesagte Band sollte ihr Sprungbrett in die Oberliga des Ostrock sein.

Die „Familie Silly“

Die Band, mit der Tamara Danz in den nächsten Jahrzehnten Erfolge feiern sollte gründete sich im Jahre 1978. Angedacht war von Beginn an der heute geläufige Name Silly, während da nicht die Behörden der DDR gewesen. Da dieser jedoch ein Anglizismus war und mit „dumm“, „albern“ oder „einfältig“ eine wenig schmeichelhafte Übersetzung hatte, absolut unerwünscht. So wurde daraus zunächst kurzerhand die „Familie Silly“, benannt nach dem samtpfotigen Maskottchen Silly. Nachdem Danz 1977 ihren Berufsausweis erhielt und damit offiziell Berufsmusikerin war, trat sie ein Jahr später der frisch gegründeten Band „Familie Silly“ bei und wurde direkt zu deren Gesicht. Mit ihrem unverwechselbaren Auftreten und der samtig, tiefen Stimme begeisterte sie die DDR und landete mit der mittlerweile doch noch in Silly umbenannten Band einen Hit nach dem anderen.

 

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Auflehnung gegen das System?

Auszeichnungen ließen nicht lange auf sich warten. So wurde die Sängerin gleich mehrfach zur „Rocksängerin des Jahres“ ausgezeichnet. Die Platten der Band erreichten regelmäßig die oberen Plätze der Hitlisten in der DDR. Doch trotz der Erfolge hatte die Band ein Problem. Strenge Zensurrichtlinien ließen offiziell keine Kritik am Staat zu. Hatte man eine gegenteilige Meinung, konnte eine Karriere schnell zu Ende sein. Nicht nur einmal bekam die Band Probleme mit der Zensurbehörde. Doch statt sich mundtot machen zu lassen, verpackten sie ihre Botschaften geschickt. So kaschierten starke Übertreibungen, die oft der Zensur weichen mussten, subtile Botschaften, die dafür unentdeckt blieben.

Das regelmäßig stattfindende Festival „Rock für den Frieden“ wurde von Danz 1987 boykottiert, indem sie einen geplanten Auftritt absagte und damit politisch klar Stellung bezog. 2 Jahre später setzte sie sich als Mitinitiatorin und Unterzeichnerin der „Resolution von Rockmusikerin und Liedermachern“ dafür ein, in der die Zulassung von oppositionelle Gruppen und politische Reformen gefordert wurden. Sie setzte sich aktiv für eine Reformierung der DDR ein und war auch später daran interessiert das kulturelle Erbe der DDR in die gesamtdeutsche Historie zu integrieren.

Das tragische Ende einer Rockgröße

Auch nach der Wende konnte Tamara Danz mit Silly Erfolge feiern. Die bereits zu DDR Zeiten über die Grenzen hinaus bekannte Band konnte an alte Erfolge anknüpfen und beweisen, dass sie auch international mithalten konnten. 1994 erkrankte ihre Mutter an Magenkrebs, was Danz nicht wusste: zu diesem Zeitpunkt war sie selbst bereits schwer krank. Nur ein Jahr später wurde bei ihr die Diagnose Brustkrebs gestellt. Trotz Operation und Behandlungen lies sich der Krebs nicht mehr zurückdrängen und so verlor sie im Sommer 1996 mit nur 43 Jahren den Kampf gegen die heimtückische Krankheit und die Welt eine einzigartige Stimme. Den großen Erfolg ihres letzten mit Silly produzierten Albums „Paradies“ bekam sie nicht mehr mit.