Reiterhosen – die ungeliebten Fettpolster

Frau mit Reiterhosen an den Oberschenkeln
©istock/Staras
Viele Frauen haben sie, und kaum eine möchte sie besitzen: die sogenannte "Reiterhose". Sie ist eine Metapher für die weibliche Figurenzone zwischen Hüfte und Oberschenkel, in die sich entweder mit fortschreitendem Alter oder früh schon Fett einlagert, woraus ebenjene Silhouette entsteht, die mit dem Beinkleid von Reiterinnen umschrieben wird oder mit dem, was man unter einer Birnen-Figur versteht.

Schön liest sich das nicht, und allein die beiden Begriffe verstärken das Unbehagen, das mit dem Thema ohnehin schon einhergeht. Denn so unausweichlich sich jede Frau mit ihm eines Tages auseinandersetzen muss, so unübersichtlich wird das Angebot an Tipps, wie man sie wieder los wird.

Gesund essen, Sport treiben, kosmetische Chirurgie – das sind die herkömmlichen Vorschläge. Doch funktionieren sie auch? Ja und nein. Wir von CarlMarie sortieren das Thema für euch, beleuchten genauer, was mit Reiterhosen gemeint ist, wie sie entstehen, wie man sie loswird bzw. ob – und halten eine Alternative im Umgang mit ihr parat.

Was sind Reiterhosen?

Frauen neigen dazu, spätestens mit Beginn der Pubertät an Po, Beinen, Hüften und am Bauch Fett anzusetzen. Der Bereich, in dem das zwischen den Außenseiten des Oberschenkels und der Hüfte der Fall ist, wird bei sichtbarer Ausprägung als Reiterhose genannt. Ein Vergleich, der sich aus der Form des Beinkleides für Reiterinnen ergibt: vom Knöchel zum Knie enganliegend und darüber zunehmend bis hinauf zum Bund gewölbt. Im Englischen wird diese Ausformung „saddle bag“ genannt, Satteltaschen.

Was führt zur Ausbildung von Reiterhosen?

Oft wird die Ausbildung von Reiterhosen bzw. saddle bags (Satteltaschen) mit der Zunahme von Gewicht gleichgesetzt, woraus die Annahme entsteht, dass man sie auf dem gleichen Weg wieder verliert. Dem liegt ein anatomisches Missverständnis zugrunde. Reiterhosen sind nicht allein die Folge von übermäßigem Essen oder zu wenig Bewegung. Sie entstehen zwangsläufig. Nur ihre Ausprägung variiert.

Reiterhosen sind eine evolutionäre Notwendigkeit. Der Aufbau von Fettpolstern diente den vorzeitlichen Frauen des Homo Sapiens, also unserer Spezies, dazu, während und nach der Schwangerschaft über genügend Nahrungsressourcen zu verfügen. Sie stellen also eine Art urzeitliches Depot dar, ein Backup, um sich mit dem Notwendigsten versorgen zu können, wenn Essen knapp war. Im Grunde genommen sind sie also natürlich. Die „Venus von Willendorf“, eine 30.000 Jahre alte Frauenfigurine aus der jüngeren Alterssteinzeit, dem Gravettien, legt Zeugnis davon ab. Sie besitzt große Brüste, ausladende Hüften und kräftige Oberschenkel.

Wie erklären sich Reiterhosen anatomisch?

Sie umschreiben einen unterentwickelten Bereich an der Rückseite des weiblichen Oberschenkels. Dort wird die Kniesehne in die Gesäßmuskulatur eingebunden. Wenn die Muskeln dieses Bereichs nicht ausgeprägt sind, wird er weich, Fett sammelt sich an und fällt nach außen zur Seite, wodurch das Erscheinungsbild der Reiterhose entsteht. Viel Sitzen und wenig Bewegung begünstigen also die Ausprägung dieser Zone. Es entsteht die sog. Birnen-Silhouette, das Gegenteil also der Sanduhr-Figur, die sich mittlerweile zum Schönheitsideal entwickelt hat.

Bin ich zur Reiterhose vorbestimmt?

Dass der Stammbaum uns prägt, ist allseits bekannt. Das gilt auch für die Ausbildung von Reiterhosen. Die Genetik ist also ein entscheidender Faktor. Mit anderen Worten und auf den Punkt gebracht: Wenn die Frauen aus deiner Familie dazu neigen, birnenförmig zu sein und an den äußeren Oberschenkeln Fett anzusetzen, dann besteht eine hohe Wahrscheinlichkeit, dass das auch bei dir der Fall sein wird.

Ist es überhaupt möglich, Reiterhosen loszuwerden?

Das ist die zentrale Frage, und ihre Antwort lautet: manchmal. Gibt es eine genetische Vorprägung, wird es herausfordernd. Sind die Reiterhosen hingegen eine Folge von wenig Bewegung und fettreichem wie übermäßigem Essen, lässt sich vieles dagegen tun. Für beides gilt grundsätzlich: Alles, was Fett reduziert und Gewebe strafft, ist die Mühe einer Lebensumstellung wert.

Wir stellen euch im Folgenden drei der gängigsten Möglichkeiten vor und präsentieren euch im Anschluss eine alternative Herangehensweise.

1. Pass auf, was du isst!

Zusätzliche Kalorien bedeuten zusätzliches Fett. Reiterhosen bestehen grundsätzlich aus Fett. Wenn du also mehr isst, als dein Körper benötigt, werden die zusätzlichen Kalorien in Fett umgewandelt. Anders zu essen, ist deshalb einer der möglichen Auswege, was ganz allgemein für den Umgang mit den Veränderungen deines Körpers im Alter gilt. Iss nur so viel, wie du wirklich nötig hast. Achte auf die Mengen und den Gehalt der Nahrungsmittel. Alles, was dick macht, lässt auch deine Reiterhosen wachsen.

2. Bewege dich mehr!

Zum einen, um die Muskulatur zwischen Hüfte und Oberschenkel zu kräftigen. Das verhindert, dass sich in dem erschlaffenden Gewebe Fett ansammelt. Sich mehr zu bewegen, bedeutet vor allem aber, überflüssiges Fett abzubauen. Von allein jedenfalls wird dies auch bei normaler Ernährung nicht passieren. Wie bereits erwähnt, neigen Frauen schon aus evolutionären Gründen dazu, Fettpolster auszubilden. Fehlende und bzw. unzureichend zielgerichtete Bewegung verstärkt diese Tendenz. Ein planvolles Workout für die Reiterhosen-Zone ist deshalb sinnvoll.

3. Plastische Chirurgie (Fettabsaugen)

Die Einlagerung von Fett an den Oberschenkelseiten lässt sich natürlich auch plastisch beheben. Die in diesem Fall klassische Methode ist die der Fettabsaugung. Für die ist keine Vollnarkose erforderlich. Abhängig vom zu entfernenden Fettvolumen kann der plastische Chirurg eine Laser-Fettabsaugung, eine hochfrequenzunterstützte Fettabsaugung oder eine ultraschallunterstützte Fettabsaugung empfehlen. Alle drei sogenannten Lipotechniken schmelzen die Fettzellen entlang der äußeren Oberschenkel, bevor sie durch eine winzige Kanüle abgesaugt werden. Die Fettabsaugung ist ein ambulantes Verfahren, bei dem Lokalanästhetika verwendet werden und die meisten Menschen innerhalb von zehn bis 14 Tagen wieder zu ihren normalen Routinen zurückkehren.

Eine weitere aktuell gängige Methode ist die des sog. „Cool-Sculptings“, der Fettreduktion mittels Kälte. Während dieses Vorgangs wird ein Kryolipolysegerät über den Problemstellen platziert, wo es die Fettzellen buchstäblich einfriert. Diese Methode stützt sich auf die Theorie, dass Fettzellen, die über einen gewissen Zeitraum einer Temperatur unter 4°C ausgesetzt sind, zerstört werden. Diese werden im Anschluss vom Körper abgebaut.

Bei der Ultraschall-Kavitation ist kein operativer Eingriff notwendig. Die betreffenden Regionen werden mit Ultraschallwellen behandelt, wodurch die Fettzellen abgebaut und vom Körper ausgeschieden werden sollen. Das Verfahren ist somit deutlich sanfter als Fettabsaugen.

Frau mit Fettpolstern an den Beinen und an der Hüfte
©istock/Staras

Die Alternative

Reiterhosen sind so unvermeidlich wie Falten. Sie entstehen, weil wir Menschen sind und keine Abziehbilder von Role-Models oder Werbe-Idealen. Das zu verinnerlichen ist die Grundvoraussetzung, um sich auf einem alternativen Weg auch dem Thema der Fettpolster an den Außenseiten des weiblichen Oberschenkels zu nähern. Er beginnt mit der Einsicht, dass Rundungen zum Älterwerden dazugehören. Das hat den wunderbaren Effekt, sich als natürlich zu begreifen und, wem es hilft, in bester Gesellschaft zu wissen. Starlets der Body-Positivity-Bewegung wie etwa die britische XXL-Bloggerin Courtney Mina haben in jüngster Zeit Übergewicht und damit Reiterhosen ent-tabuisiert und stehen an vorderster Front, um eine neue Weiblichkeit dem angeblichen Idealbild von 90-60-90 entgegenzustellen. Wobei neu ja eigentlich bedeutet, wie schon immer, bevor die superdünne Catwalkfrau das weibliche Bewusstsein betrat.

Auch Künstlerinnen oder Instagram-Stars wie die Kardashian-Frauen, Beyoncy oder Iggy Azalea haben der ausladenden Hüfte zu einem Comeback verholfen, dem sog. „side-bum“, der ohne Reiterhose so gut wie nicht zu haben ist. Ein Anfang ist also gemacht. Dabei ist nicht gesagt, dass man sich in seine Figur-Veränderungen ergeben sollte. Wenn es der Gesundheit dient, ist jede Form der Fettreduktion ein Gewinn. Das gilt auch für viel Bewegung und zielgerichtetes Workout. Man darf eitel sein, nur sollte es einem nicht das Leben mit sich selbst vermiesen.

Kann man Reiterhosen kaschieren?

Natürlich lassen sich Reiterhosen verbergen. Zwei Möglichkeiten stehen zur Verfügung. Die eine: Shapewear, zu deutsch und etwas altbacken auch Formwäsche genannt. Wie unsere Bezeichnung bereits andeutet, trägt man die Silhouetten-formenden Textilien in Form von Unterwäsche an der Haut, sprich unter der Tages- oder Abendbekleidung. Miederhosen und Bodyshaper „mit Bein“ sind leicht und überall erhältlich.

Eine zweite Möglichkeit zum Kaschieren von Reiterhosen ergibt sich aus optischen Tricks, mit denen man den Blick auf andere Körperzonen lenken bzw. die Oberschenkel schmaler wirken lassen kann. Zu Letzterem verhelfen zum Beispiel gerade geschnittene schwarze Jeans. Der beste Weg freilich, um Reiterhose zu verstecken, ist das Tragen von Kleidungsstücken, die eine sogenannte A- Silhouette erzeugen, also von oben nach unten immer ausladender werden, ganz gleich ob es sich um ein A-Linien-Kleid, Röcke oder Mäntel handelt, die den Übergang von Hüfte in Oberschenkel verbergen.