Neurodermitis – Ursachen und Behandlungsmöglichkeiten

lästiger Juckreiz verleitet zum Kratzen
©istock/Anetlanda
Sie ist so bekannt wie mittlerweile verbreitet. Zehn bis 15 Prozent der Deutschen sind irgendwann in ihrem Leben von Neurodermitis betroffen, einer Erkrankung der Haut, die mit juckendem Ausschlag einhergeht und die Lebensqualität stark beeinflusst. Wer unter ihr leidet, tut dies oft ein Leben lang.

Wir wollen im Folgenden auf Neurodermitis aufmerksam machen und ihre Ursachen benennen sowie ihre Symptome. Vor allem aber wollen wir Wege und Mittel aufzeigen, wie sich gut mit ihr leben lässt.

Was ist Neurodermitis?

Neurodermitis ist eine Erkrankung der Haut aufgrund einer in der Fachsprache als dysfunktional bezeichneten Hautbarriere. Sprich, die Epidermis des oder der jeweils Betroffenen reagiert allergisch auf Pollen, Lebensmittel, Stress oder psychische Leiden, auf Umwelteinflüsse und Medikamente. Die Krankheit zählt deshalb zu den immunologischen Erkrankungen und verläuft bei vielen Patienten schubweise. Die Betroffenen leiden unter starkem Juckreiz, trockener, schuppiger und geröteter Haut. Meist tritt sie in den Arm- und Kniebeugen, am Nacken und an den Händen auf. Sie ist behandelbar, aber bis dato nicht heilbar.

Woher stammt der Begriff?

Der Begriff Neurodermitis ist etwas irreführend. Im 19. Jahrhundert ging man davon aus, dass der Grund für die Hauterkrankung eine Nervenentzündung sei. Mittlerweile weiß man es besser, hat den Begriff aber beibehalten. Neurodermitis wird u.a. auch als „atopisches Exzem“ bezeichnet. Nicht selten wird auch die Schuppenflechte mit Neurodermitis gleichgesetzt. Beide sind entzündliche Erkrankungen der Haut. Die Verteilungsmuster der Entzündung, das Auftreten im Alter und die Behandlungen unterscheiden sich aber voneinander.

Hautausschlag am Arm
Neue Therapien können helfen ©istock/tylim

Wer ist betroffen?

Neurodermitis wird mittlerweile als „Zivilisationskrankheit“ bezeichnet, sie kann jeden Menschen ereilen. Der Bundesverband Neurodermitis e.V. spricht von bis zu 15 Prozent der deutschen Bevölkerung. Oft sind Kinder betroffen. Neurodermitis ist vor allem in Industriestaaten verbreitet und findet sich öfter in Ländern des Nordens als im Süden.

Was sind die Ursachen für Neurodermitis?

Die eine Antwort gibt es darauf nicht. Was man aber weiß, ist, dass mehrere Faktoren eine Neurodermitis begründen: Veränderungen der Hautphysiologie, genetische Vorbelastungen oder Störungen des Immunsystems innerhalb der Haut. Neurodermitis tritt u.a. gehäuft in Familien auf.

Welche Auslöser für Neurodermitis gibt es?

Triggerfaktoren für Neurodermitis-Schübe gibt es zahlreiche. Oft wirken sie in Kombination. Im weitesten Sinne gehören dazu:

  • Schweiß
  • Klima allgemein
  • Hauttrockenheit (vor allem aufgrund beheizter Räume)
  • Psychische Belastungen
  • Infekte
  • Allergien
  • Textilien
  • Nahrungsmittelunverträglichkeiten
  • Chemische Irritationen
Eine Auswahl problematischer Lebensmittel wie Zitrusfrüchte, Nüsse, Eier und Milch
Eine Auswahl problematischer Lebensmittel ©istock/Aamulya

Welche Lebensmittel können Neurodermitis begünstigen?

Zu den Lebensmitteln, die für Menschen mit Neurodermitis problematisch sind, gehören:

  • Weizenprodukte
  • Kuhmilch und Kuhmilchprodukte
  • Geflügel, Schweinefleisch, Fisch und Eier
  • Möhren, Paprika, Sellerie, Tomaten und Soja
  • Zitrusfrüchte
  • Nüsse, Erdnüsse
  • Alkohol, Kaffee und schwarzer Tee

Wie macht sich Neurodermitis bemerkbar?

Neurodermitis hat verschiedene Symptome. Typische Anzeichen sind Hautschuppung, Knötchen, Pusteln, sehr trockene Haut, starker Juckreiz, Verdickung der Haut und Entzündungen.

Warum lässt sich Neurodermitis bisher nicht heilen?

Der Grund für Neurodermitis liegt in der Haut, ihrer eingangs erwähnten Dysfunktionalität, man könnte auch sagen: Überempfindlichkeit als Folge einer Überreaktion des Immunsystems oder erblichen Veranlagung. Dafür gab es bislang keine Behandlung. Lediglich bei Auslösefaktoren und Symptomen lies sich therapeutisch ansetzen. Hoffnung macht eine neue Antikörpertherapie. Beim Deutschen Allergiekongress im September 2020 sprachen Ärzte schon von einer neuen Ära in der Behandlung von Neurodermitis. Der Wirkstoff Dupilumab soll im Rahmen einer langfristigen Therapie die Überreaktion des Immunsystems bremsen.

Die Dermatologen Prof. Matthias Augustin und Prof. Stephan Weidinger erklärten im Gespräch mit ntv, dass die Wirksamkeit des neuen Medikaments in klinischen Studien erforscht wurde und mindestens 60-70 Prozent der Patienten sehr gut darauf ansprechen. Aber auch mit einem solchen Medikament lässt sich die chronische Erkrankung nicht komplett abschalten oder heilen. Arzneimittel sind nur ein einzelner Baustein einer ganzheitlichen Versorgung des Patienten. Es kommt darauf an, sich auch um die Lebensqualität und Lebensumstände zu kümmern.

Wir von CarlMarie möchten daher einen Blick auf die Behandlungsmöglichkeiten werfen, die Neurodermitis-Patienten Linderung verschaffen können.

Welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es?

Neurodermitis therapeutisch zu begegnen, bedeutet, sich ihr ganzheitlich zuzuwenden: ihren Auslösern und ihren Symptomen, den psychischen Gründen und den physiologischen. Zum einen setzt die Therapie also bei der Vorbeugung an, der zweite Weg setzt sich mit den Folgen eines Schubs auseinander. Alles, was einem neurodermitischen Schub vorbeugt oder ihn abschwächt, ist demnach hilfreich. Dazu gehören eine Basispflege der Haut (Stichwort: Rückfettung), Antihistaminika, viel Licht und Sonne (bei gleichzeitiger Wachsamkeit gegenüber Verbrennungen), eine ausgewogenen Luftfeuchtigkeit in Räumen, viel Seeluft, das Vermeiden von Stress, die umsichtige Verwendung von Medikamenten und eine ebenso umsichtige Körperhygiene, die es mit der vermeintlichen Säuberung der Haut nicht übertreibt. Für die Behandlung der Neurodermitis stehen Cremes, Medikamente, Naturheilmittel und Textilien zur Verfügung. Kurzum alles, was die Haut schützt, Schmerzen lindert und Entzündungen begegnet.

Heilsames Klima: Salzwasser, Sonne und Wind können Linderung verschaffen
Heilsames Klima ©istock/catolla

Im Folgenden listen wir einige Therapieansätze und Therapeutika en detail auf und erklären euch, welche speziellen Textilien es gibt, die stark lindernd auf die Symptome einer Neurodermitis wirken.

Das Meer

Jeder hat schon mal davon gehört: ein Aufenthalt am Meer bewirkt Wunder. Das gilt vor allem für Menschen mit Neurodermitis. Verantwortlich dafür ist das sogenannte Reizklima an der See, das sich aus den Faktoren Sonne, Luft, Salzwasser und Wind zusammensetzt.

Wind und Wetter

Wind zum Beispiel kühlt die Haut und kann Juckreiz stillen. Das Salz in der Luft schlägt sich auch auf der Haut nieder. Es löst Schuppen und wirkt in Kombination mit Licht leicht entzündungshemmend.

Sonnenlicht und Lichttherapie

Gleichzeitig beeinflusst das Sonnenlicht bestimmte Prozesse in der Haut. Beispielsweise fördert die UV-Strahlung die Ausschüttung von körpereigenem Kortisol, das Entzündungen eindämmt. Zusätzlich wird Vitamin D in der Haut gebildet, welches gut für das Immunsystem ist. Diese Umstände werden auch bei Lichttherapien genutzt. Empfohlen wird dabei allerdings ausschließlich sog. blaues Licht, denn zu viel UV-Licht kann Krebs auslösen. Blaues Licht ist für gesunde Zellen durchsichtig, entzündete aber tötet es ab.

Salzwasser

Salzwasser ist für Menschen mit Neurodermitis nur als „Schwachsole“ geeignet, da die Haut eines Neurodermitikers kleine Einrisse hat, in denen hochprozentige Salzlösungen zu Hautreizungen führen kann. Wie Salzluft lösen auch Salzbäder Hautschuppen ab. In der Folge kann Licht besser durch die Haut dringen und Juckreiz mildern sowie Entzündungen hemmen. Das Bad im Salzwasser und das Sonnenbad gehören deshalb zusammen.

Zink

Zink ist ein sog. Spurenelement. Es fördert das Immunsystem und ist u.a. für das Wachstum bzw. die Regeneration unserer Haut maßgeblich. Ein Zinkmangel kann daher sowohl die gesunde Hauterneuerung und Wundheilung als auch die Abwehrfunktion der Haut beeinträchtigen. Wissenschaftler wiesen nach, dass Patienten mit Neurodermitis deutlich niedrigere Zink-Konzentrationen in den roten Blutkörperchen aufweisen als Personen mit gesunder Haut. Je niedriger der Zink-Gehalt der Zellen, umso ausgeprägter war das Hautleiden. Ein ausgeglichener Zinkhaushalt ist deshalb für Neurodermitiker von grundlegender Bedeutung. Zink kommt schon seit Jahrzehnten als Bestandteil von Heilsalben zum Einsatz.

Sensipur Zink

Auch bestimmte Kleidungsstücke können zur Linderung bei Neurodermitis und Schuppenflechte beitragen. Der Hersteller Rieker hat mit Sensipur Zink spezielle Unterwäsche entwickelt, bei der Zinkoxid direkt in den Stoff eingearbeitet wurde. Der körpernahe Schnitt der Unterwäsche sorgt dafür, dass der weiche Stoff aus kühlendem Material seine beruhigende Wirkung auf die Haut ausüben kann. Das enthaltene Zink kann somit direkt auf der Haut wirken und sorgt dafür, dass die betroffenen Hautstellen nicht ständig eingecremt werden müssen. Die Wirksamkeit der Sensipur Zink Wäsche wurde wissenschaftlich nachgewiesen.

Das Universitätsklinikum Tübingen unter Leitung von Prof. Dr. med. M. Röcken hat die Wirkung dieser Wäsche an Patienten „mit schwerem superinfiziertem atopischen Ekzem“ getestet und ist zu dem Ergebnis gekommen, dass sich „Sensipur Zink Unterwäsche extrem gut eignet – sowohl bei der akuten Therapie und insbesondere auch bei der langjährigen Prophylaxe von Superinfektionen durch Bakterien auf der Haut“.

Verbesserung der Lebensqualität

Für betroffene Personen bedeutet Neurodermitis eine enorme Belastung und eine starke Einschränkung der Lebensqualität. Um so mehr, weil es sich um eine Erkrankung handelt, die den Patienten in der Regel lebenslang begleitet. Auch wenn neue Behandlungsformen wie eine Antikörpertherapie noch keine endgültige Heilung versprechen können, ist im Rahmen einer ganzheitlichen Versorgung in vielen Fällen eine deutliche Verbesserung der Lebensqualität möglich. Dazu gehört die Verbesserung des Hautbildes ebenso wie die Verminderung des Juckreizes und damit einhergehend besserer Schlaf.